Warum eine 30-Stunden-Woche?

Arbeit und Freizeit
Arbeit und Freizeit

Im März 2011 eröffnete ich die Firma Tischlerei Prototyp und bereits nach sehr kurzer Zeit war klar: alleine schaffe ich es nicht. 

 

Es war schon crazy, dass die KundInnen praktisch schon darauf warteten, dass es endlich losgeht. So musste ich mir natürlich fix etwas einfallen lassen... also MitarbeiterIn suchen! Das ging damals wirklich noch schnell und so hatte ich kurze Zeit später meinen ersten Tischlergesellen.

 

Da stand dann natürlich auch die Bezahlung im Raum und vor allem die Frage... wird das finanziell gut gehen, so früh?!

 

Daher bat ich ihm erstmal an, "nur" 30 Stunden die Woche zu arbeiten, er fand die Idee klasse 😁 Noch am gleichen Abend las ich einen Bericht über das Skandinavische Modell. Darin standen so Schlagwörter wie...

- bessere Leistung

- doppelte Anzahl Mitarbeiter

Arbeit/Freizeit 50/50

weniger Fehlzeiten/Krankheit

effektivere Produktion

- super Betriebsklima

 

Da dachte ich, klingt perfekt! Mach ich so.

 

Allerdings wurde es nicht weniger mit der Arbeit und den Aufträgen und so kam es wie es kommen musste: Die Frage, ob mein Mitarbeiter aufstocken wolle?

 

"NEIN :)!" war die Antwort und das schien eindeutig klar zu sein, also für mich die Frage: Noch jemanden einstellen?

 

Zack, schon war der nächste Tischlergeselle im Haus, ebenfalls mit 30 Stunden.

 

So ging es tatsächlich über die letzten 13 Jahre mal hoch mal runter mit der Anzahl der MitarbeiterInnen. (Bleibt ja keiner mehr bis zur Rente im gleichen Betrieb 🤣)

 

Die Frage, wollt ihr mehr arbeiten, oder stellen wir noch jemanden ein, wurde im Kollektiv immer gleich beantwortet... "stell mal lieber ein, Chef!"

 

Es hat sich für mich bewiesen, dass 30 Stunden auch im Handwerk super sind, das Wochenende und die Urlaube können aktiv genutzt werden, der Körper ist einfach nicht schrott, 38, oder sogar 40 Stunden sind einfach echt hart.

 

Rechnerisch werden im Tischlerhandwerk ca. 1 Tonne Gewicht pro Tag bewegt 💪🏽

 

Ich habe 1991 angefangen zu tischlern und hatte einige Jahre, in denen ich deutlich mehr als 40 Stunden gearbeitet habe, Überstunden, Bauleitung etc... das gab natürlich mehr Geld, aber ich fühlte mich auch halb tot.

 

Die Ausbildung bei uns ist eine Teilzeitausbildung, weil Azubis im Tischlerhandwerk nach wie vor 40-Stunden-Wochen haben, aber mit den richtigen Voraussetzungen (Abitur, 21 Jahre alt, etc.) kann dann auf drei Jahre verkürzt werden, also die reguläre Ausbildungsdauer in Jahren.

 

Wer dazu Fragen hat, schreibt mir gerne in die Kommentare...

 

Stay tuned

Euer Prototyp Chefan